Zu Besuch bei meinem PatenkindBeschreibung und Gedanken... |
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2003 führte mich eine längere Reise durch das südliche Afrika auch durch Malawi. Wenn man nicht weg schaute sah man in jedem der durchquerten Länder Armut, die mit nichts in der „westlichen Welt“ zu vergleichen ist. In Malawi hatte mich diese Armut gepaart mit einer unglaublichen Lebensfreude am meisten berührt. Die strahlenden Gesichter über eine leere Wasserflasche werde ich sicherlich nie mehr vergessen (die leeren Flaschen werden benötigt um sich irgendwoher Wasser zum Trinken zu besorgen). Daher habe ich mir schon auf der Reise damals überlegt wie ich helfen kann. Eigentlich wollte ich kein Geld an größere Organisationen spenden, da ich keine Organisationskosten bezahlen wollte. Nach einigen Recherchen im Internet habe ich mich dann aber doch für SOS-Kinderdorf entschieden, da zugesagt wird, dass bei einer Patenschaft das Geld ausschließlich für das „Patenkind“ verwendet wird. So wurde ich „Patin“ von Felicity Tekesa. Schon 2003 war es mir ein Bedürfnis mein „Patenkind“ kennen zu lernen und dieses Jahr konnte ich es endlich verwirklichen und flog am 10.11.2006 nach Lilongwe/Malawi. Am Flughafen standen sieben Kinder und die SOS-Mutter samt einem Fahrer aus dem SOS-Kinderdorf um mich abzuholen. Ehrlich gesagt war es eher befremdlich, als mich Margaret, die SOS-Mutter, kräftig an sich drückte und dann Felicity eher gewaltsam zu mir schob, damit sie mich begrüßte. Im Minibus des Dorfes hat sich Felicity dann auch gleich auf die hinterste Reihe verzogen, rückte dann aber im Laufe der Fahrt etwas weiter nach vorne. Sie, schaute mich scheu an, lächelte kurz wenn ich sie ansah und drehte dann aber sofort verschämt den Kopf zur Seite. Das sollte auch eine ganze Weile anhalten. Ihre leiblichen Schwestern, die Zwillinge Selina und Lois, waren mit ihren acht Jahren die jüngsten und die aufgeschlossensten Kinder in der Familie. Alle anderen brauchten eine längere Anlaufzeit um mich wenigstens offen anzusehen. Womit ich schon bei einem grundsätzlichen Problem bin. Mein Englisch ist nicht sonderlich gut, aber eine Verständigung mit den Kindern war überhaupt nicht möglich. Vielleicht habe ich auch etwas zu viel erwartet, von den meist kleinen Kindern, die zwar englisch in der Schule lernen, aber im alltäglichen Leben nur Chichewa sprechen. Sie haben, egal wie sehr ich mich bemüht habe, bei meinen Worten kichernd den Kopf zur Seite gedreht. Ganz ab und zu bekam ich ein „yes“ zur Antwort, aber die darauf folgende Reaktion zeigte mir dann doch, dass sie mich nicht verstanden haben. Ein paar Beispiele für die Schwierigkeiten bei der Verständigung: Kartenspielen ist eine Tätigkeit, die die Kinder u.a. jeden Tag machen. Einmal saß Felicity alleine mit den Karten da und ich fragte sie, ob sie mit mir spielen wolle. Sie sagte: „Yes“, nahm die Karten und verschwand. Mit Mpatso, die immerhin schon um die 18 Jahre ist, kam ich nach einer Einkaufstour in einen heftigen Regenguss und selbst meine Unterwäsche konnte ich danach auswringen. Da es der letzte Tag war musste ich die Wäsche irgendwie trocken bekommen. Am Abend holten mich ein paar Kinder, darunter auch Mpatso zum Essen ab. Ich hielt ihr das Unterhemd hin, um ihr zu zeigen dass es immer noch nass war und sagte ihr, dass es nicht trocken wird. Sie nahm es mir freudestrahlend aus der Hand und bedankte sich überschwänglich bei mir. Aber auch mit Margaret,der Mutter, gab es solche Missverständnisse. Es gab eine Hochzeit, zu der sie mich mitnahm. Auch Saidi, der älteste Sohn in der Familie war da. Er fragte seine SOS-Mutter, ob ein Mädchen, auch aus dem SOS-Kinderdorf, dazu kommen darf. Sie sagte ja und nach kurzer Zeit meinte Margaret dann zu mir: „I come, I come to stay with this two“ (wobei sie das Mädchen und Saidi am Hemd packte und rüttelte) und verschwand. Ich dachte natürlich, dass sie wieder kommt, aber gemeint hatte sie, dass sie geht und ich mit den beiden bleiben sollte. So gab es einige Begebenheiten, die den Aufenthalt schon sehr anstrengend gemacht haben. Zu meiner Erleichterung reagierte die zehnjährige Misilata auf einen Lehrer, der ins Haus kam und sie auf Englisch was gefragt hatte ebenfalls mit einem kichernden Kopf Wegdrehen und gab erst Antwort, als er seine Frage auf Chichewa wiederholt hatte. Nach drei Jahren Englisch in der Schule ist eine freie Unterhaltung wohl etwas viel verlangt, da hilft auch die Note sehr gut nicht wirklich. Das SOS-Kinderdorf ist in einem großen Gelände, welches von einer hohen Mauer mit Stacheldraht umzäunt ist. Diese dient zum Schutz vor Dieben. Der Eingang ist mit einem großen Tor verschlossen, das von einem Security-Mann bewacht wird. Es gibt neben zwölf Familienhäusern einen Kindergarten, Primary- und Secondaryschool, ein Medical-Center, eine Sozialstation sowie ein Reha-Center. |
Wohnhaus | Kindergarten | Kindergarten | Schule |
Klassenzimmer | Klassenzimmer | Reha-Center | Medical-Center |
Es gibt auch Strom, der fällt allerdings regelmäßiger aus als das Wasser. Wenn er gerade zur Kochenszeit ausfällt wird einfach im Freien auf offenem Feuer weiter gekocht. |
Saidi, Goodwell und Felix beim Kartoffeln schälen |
Felix wäscht Kartoffeln |
Mpatso beim Salat zubereiten |
Falazia kocht Nsima |
Felicity beim Putzen |
Schon nach ein paar Tagen war der erste Erfolg zu sehen und nach einer Woche waren es schon kleine Pflänzchen. Schade, dass ich bei der Ernte nicht dabei sein kann. |